Mann-Frau-Beziehung
Risiko und Herausforderung
Was macht den „kleinen Unterschied“ zwischen Mann und Frau zu einer solchen Herausforderung? Was ist so schwer, sich diesem Risiko einer gleichberechtigten Partnerschaft zu stellen?
In vielen Gesprächen in meiner Praxis wird deutlich, daß besonders die Frauen sich bemühen dem Partner immer ähnlicher zu werden und die Unterschiedlichkeit zu sehr verharmlosen. Es scheint eine fast unüberwindbare Aufgabe zu sein, sich in Beziehung zum Partner dem eigenen Wesen noch treu zu bleiben: was ist dem Mann, der Frau gemäß.
Gerade im Bereich der Sexualität scheint es für viele Frauen sehr schwer zu sein, das eigene Bedürfnis nach Nähe zu vertreten. Geborgenheit, Sicherheit, daß ich mich als „Frau, die ich bin“ fühlen kann, ist oft wesentlicher als der schnelle Kick im Sex. Zum Beispiel kann im Gesicht achtsam gestreichelt zu werden tief berühren und mehr Verbindung zueinander schaffen als ausgedachte Sexual- Praktiken.
Gerade die Erfahrung und Bestätigung der Unterschiedlichkeit kann die Partnerschaft erfüllen. Jungs können in der Pubertät „vor sich hin bengeln“, während schon die jungen Frauen durch die Menstruation viel mehr Pflege für sich aufwenden müssen – jeden Monat unausweichlich von neuem. Durch die Schwangerschaft und das Gebären wird eine Fürsorglichkeit von der Frau gefordert, die der Mann, alleine aus den körperlichen Gegebenheiten, nicht kennt.
Beim Sex trägt erst mal die Frau die ganze Verantwortung für eine mögliche Schwangerschaft. Deshalb ist dafür die Frau die ausdrückliche Lehrmeisterin für den Mann.
Es scheint eine ungeheure Anstrengung zu sein, immer wieder auf das Bedürfnis des anderen einzugehen und dabei das Eigene, Vertraute nicht zu verlassen. Wie viel leichter ist es, sich von Frau zu Frau zu verständigen oder von Mann zu Mann. Welcher Mann hat schon gelernt, sich dem „wilden Weib“ in guter Weise entgegenzustellen und mit seiner Frau spielend, im „Rangeln“ z.B. die Kräfte zu messen.
Mann und Frau haben gleichermaßen die Aufgabe den eigenen Selbstwert dem andern gegenüber zu vertreten anstatt in kindlicher Weise die Erfüllung der oft unausgesprochenen Wünsche vom Partner zu erwarten.
Uta Baumann 2020